Potsdamer Neueste Nachrichten 24.11.05
Linkspartei-Antrag lässt Pläne der Hornbach AG für Drewitzer Brache an wichtigem Gremium scheitern
Drewitz - Die Potsdamer Pläne der
Hornbach-Baumarkt AG erlitten am Dienstagabend einen kräftigen Dämpfer: Die
Mitglieder des in dieser Frage richtungsweisenden Bauausschusses lehnten die
Errichtung eines Hornbach-Baumarktes auf der Drewitzer Brache der ehemaligen
Brotfabrik mehrheitlich ab. Der knappen Entscheidung ging eine kontroverse
Debatte voraus. Rolf Kutzmutz (Linkspartei.PDS) stellte fest: „Wir leiden
keinen Mangel an Baumärkten in Potsdam“. Zudem sei es „schlicht nicht möglich“,
eine Verbindung der drei Wohngebiete Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld durch
einen Baumarkt zu erreichen. Beim 1. Potsdamer Sommercamp in diesem Jahr habe
es viele interessante Vorschläge gegeben, wie die Brache in dieser Hinsicht
entwickelt werden könnte. „Ein Baumarkt ist nicht dabei gewesen“, so Kutzmutz.
Andreas Klinke, Standortentwickler bei Hornbach, versicherte, eine gewünschte
qualitative Entwicklung könne von der Hornbach AG, die vier Standorte mit 450
Mitarbeitern in Brandenburg betreibe und bundesweit 12 000 Mitarbeiter
beschäftige, auch geleistet werden. Laut Hornbach-Konzept sei ein Baumarkt und
ein Baustoffzentrum mit einer Verkaufsfläche von 8800 und ein Gartenmarkt mit
3200 Quadratmeter geplant. Für den Baustoffhandel ist ein „Drive In“
vorgesehen, in dem Kunden mit Fahrzeugen direkt an die Regale fahren können.
Gestern ließ Klinke den PNN mitteilen:
„Wir haben die Entscheidung aufgenommen und sind enttäuscht darüber. Aus
unserer Sicht wurde dabei nicht ausreichend abgewogen.“
Die von Hornbach in Aussicht gestellten 120 Beschäftigten wurden vom
Baustofffachhandelsverband Ost in Zweifel gezogen. Wie Vorstandsmitglied Fred
Kapella erklärte, habe ein ähnlicher wie der in Drewitz geplanter Markt in
Würzburg nur 92 Beschäftigte. Außerdem stellte Kapella klar: „Es geht um die
nackte Verdrängung, um die Frage, wer scheidet aus?“ Sollte Hornbach
investieren können, seien viele der 190 Stellen in den umliegenden Baumärkten
gefährdet. Er listete die durch Hornbach bedrohten jetzigen Marktanbieter auf,
unter anderem toom Baumarkt, Kapella Baustoffe, Raab Karcher Baustoffe, Seyfarth
Baustoffe, Hellwig Baumarkt, Horne Fachhandel, Fliesenhaus Böhm, Brun &
Böhm Baustoff. Kapella erklärte, Hornbach würde 400-Euro-Jobs schaffen, was
aber zum Abbau von sozialversicherungspflichtiger Arbeit bei den jetzigen
Anbietern führen werde. Bereits eine Hornbach-Ansiedlung in Kleinmachnow sei
nicht genehmigt worden, da er den Märkten in Potsdam und Ludwigsfelde
erhebliche Kaufkraft entziehen würde.
Zu den Ausschussmitgliedern, die sich neben der Linkspartei reserviert zu den
Hornbach-Plänen äußerten, gehören Harald Kümmel (SPD), Ute Bankwitz
(Bürgerbündnis) und Peter Lehmann (CDU). Kümmel erklärte, „für Stern, Drewitz,
Kirchsteigfeld ist die Brache ein Innenstadtbereich“, wo ein Baumarkt nicht
hingehöre. Der Versuch, den Ablehnungsantrag abzumildern und auf Zeit zu
spielen, in dem der Investor zur Erstellung eines Handelsgutachtens
verpflichtet werden sollte, fand keine Mehrheit. Ute Bankwitz: „Investoren am
langen Arm verhungern zu lassen, ist unsere Stärke“. Sie bestand auf eine klare
Entscheidung, die Linke ebenso, und so wurde votiert: Kein Baumarkt in Drewitz.Guido
Berg